Evangelisch-Lutherische
Kirchengemeinde Roth

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Losungen

Tageslosung von Donnerstag, 28. März 2024
GRÜNDONNERSTAG
Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben.
Jesus ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger. Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt!

Martin Luther war 37 Jahre alt und Bibelprofessor, als er auf den jungen 21jährigen Kaiser Karl V. traf. Luthers Schriften waren in jener Zeit in aller Munde. Die politische Gesamtlage instabil, die religiösen Fragestellungen tiefgreifend. Der Ruf nach Reformen war laut und überall zu hören. Karl V. war ein Anhänger von Ordnung und universaler Macht, die Frieden und Einheit in Europa zum Ziele hatte, natürlich zu seinen Bedingungen. Vermeintlichen Ketzern wie dem am 3. Januar 1521 offiziell exkommunizierten Professor Dr. Martin Luther wollte er keinen gedanklichen Raum geben.
Noch vor dem Reichstag in Worms zeriss Karl V einen persönlichen Brief Luthers vor den Augen seiner Höflingen demonstrativ, ohne ihn zu lesen. Doch Karl V wusste sehr genau, dass politisch klug gehandelt werden müsse. So kam es zur ersten Begegnung Luthers mit Karl V. am 17. April 1521 um 16 Uhr im Wormser Bischofshof. Die Reichstagsakten beschreiben diese Begegnung sehr detailliert. Diese Begegnung dauerte nur wenige Minuten.

Der Kaiser saß auf einem erhöhten Thron und ließ für sich reden. Von Luther wurde ohne Umschweife verlangt, seine Bücher, die auf einem Tisch lagen, zu widerrufen. Luther, scheinbar überrumpelt, bat um Bedenkzeit. Nun war der Kaiser am Zuge und handelte politisch klug. Er ließ Luther mitteilen, dass er seinen Wahrheitsanspruch als anmaßend ansehe und er keinen Anspruch auf Bedenkzeit habe. Aber aus kaiserlicher Gnade heraus wurde ihm eine Frist bis zum nächsten Nachmittag um 16 Uhr gewährt – also dem 18. April.
Eine Geste an die Lutheranhänger unter den Kurfürsten. Ein Showdown mit Ansage. Luthers Auftritt am 17. April war schwach und enttäuschend, das sollte sich am nächsten Tage ändern. Dr. Martin Luther nutzte wagemutig seine Chance. Seine „Sache“ wurde erneut zum Ende der regulären Reichtags-Verhandlungen dieses Tages um 16 Uhr verhandelt, publizistische Aufmerksamkeit inklusive. Anwesend waren diesmal auch Zuhörer aus breiten Volksschichten.
Luther ging nicht auf die erneute Aufforderung ein, er solle widerrufen. Stattdessen nahm er wissenschaftlich und mit Akribie Stellung zur Sache, erst auf Deutsch, dann in lateinischer Sprache. Er schloss seine Ausführungen mit den berühmten Worten: „So bin ich durch die von mir angeführten Schriftworte bezwungen (d.h. kann meine Meinung nicht ändern). Und so lange mein Gewissen durch die Worte Gottes gefangen ist, kann und will ich nichts widerrufen., weil es unsicher ist und die Seligkeit bedroht, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.“ Wagemutige Worte angesichts der Gefahr, in der er sich bereits befand.
Martin Luther hatte sich auf das Gewissen und die Glaubenswahrheit der Bibel berufen. Zugleich hatte er damit die Universalgewalt des Papstes als auch des Kaisers indirekt verneint. Nun war die reformatorische Bewegung nicht mehr aufzuhalten. Das Tuch zwischen ihm und dem Kaiser ebenfalls zerschnitten. Den Rest der Kirchengeschichte kennen wir.
Umso erfreulicher, dass trotz all dieser Wirrungen und auch Verirrungen in den darauffolgenden 500 Jahren, heute im Jahr 2021 evangelische und katholische Christen die Erinnerung an den Reichstag in Worms gemeinsam, ökumenisch verbunden und in gegenseitigem Respekt pflegen und gestalten. Ein Fernsehgottesdienst mit dem Titel „Wagemut“ am Sonntag 18. April 2021 war ein lebendiges ökumenisches Signal dafür.
Wagemut, das wünschen wir Christen uns heute in vielen anstehenden Fragen unseres Lebens in und außerhalb der kirchlichen Landschaft.
Pfr Joachim Klenk